Alles wächst, weiter und ständig: Wirtschaftswachstum verspricht Wohlstand und für Individuen die Möglichkeit alles haben und erreichen zu können. Globale Vielfachkrisen, ausgelöst durch beispielsweise den menschengemachten Klimawandel, zeigen allerdings, dass ein weiter so nicht möglich ist.
Blicken wir auf die kommunale Ebene, zeichnen sich dort vielerlei Konflikte um konkurrierende Flächennutzungen: Auf den Straßen streiten sich Autofahrer*innen, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen um den knappen Platz; Flächen werden versiegelt, da weiterer Wohnraum benötigt wird, dafür müssen fruchtbare Böden, öffentliche Naturräume oder innerstädtische Freiräume weichen.
Außerdem stellt sich die Frage nach einer sozial gerechten Verteilung der „Wachstumserträge“: Wer profitiert von Wohnungsneubau oder Straßenerweiterung?
Auf eine nachhaltige Entwicklung zielen die drei Strategien von Suffizienz, Effizienz und Konsistenz ab. Derzeit stehen die technisch orientierten Strategien der Effizienz und Konsistenz im Vordergrund der Nachhaltigkeitsdebatte.
Diese verfolgen das Ziel den Ressourcen- und Naturverbrauch zu reduzieren, indem sie auf ein verbessertes Verhältnis von Aufwand und Leistung und einen Ressourcenkreislauf sowie erneuerbare Energien setzen. Ob dadurch allerdings eine echte Reduzierung des Ressourcenverbrauchs erzielt werden kann, ist fraglich, denn das Ziel von technischen Innovationen ist weiterhin Wachstum, wenn auch „grün“. Bisher ist es nicht gelungen, auf diese Weise den Ressourcenverbrauch einzudämmen, da Effizienzerfolge durch das Wachstum wieder aufgezehrt wurden (Rebound-Effekt).
Die Stadt Flensburg hat sich bereits das Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 gesetzt; innerhalb von Konzepten wie dem Masterplan 100% Klimaschutz, dem Masterplan Mobilität oder dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) werden Maßnahmen für die Stadt aufgestellt, um dieses Ziel zu erreichen.
Ein weiteres Ziel ist allerdings Bevölkerungswachstum, was gleichzeitig bedeutet, dass Wohnflächen benötigt werden, um diesem Wachstum gerecht zu werden. Das Leitmotiv des ISEKs („Wachstum organisieren – Qualitäten schaffen“) verdeutlicht, dass Flensburg weiterhin wachstumsorientiert denkt.
Aufgrund der knappen Flächenverfügbarkeit zielt die Strategie der doppelten Stadtentwicklung darauf ab, dem prognostizierten Wachstum einen Qualitätsgewinn gegenüberzustellen: Dichte durch städtebauliche und Freiraumqualitäten attraktiv machen. Die Stadt Flensburg verfolgt bislang mit dem ISEK keine systematische Nachhaltigkeitsstrategie.
Doch mit der Entwicklung des Sanierungsgebietes Hafen-Ost zu einem nachhaltigen, urbanen Quartier für Wohnen, Gewerbe, Wissenschaft, Kultur und Freizeit erprobt Flensburg derzeit die systematische Implementierung von Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung: Bereits zum Beginn des Planungsprozesses wurde die Suffizienzstrategie mitgedacht und es wurden suffiziente Leitlinien für die folgenden Planungs- und Umsetzungsphasen entwickelt. Das Quartier soll von vorneherein so geplant und gebaut werden, sodass ein ressourcensparendes Leben für die Bewohner*innen und Nutzer*innen einfach, bequem und alltagstauglich ist.
Auf dem Weg: Nimm die Umgebung wahr, durch die Du bis zur nächsten Station läufst – wie fühlst Du Dich hier? Wer wohnt dort und welche Art von Freiräumen siehst Du?