Station 4: Aktivitetshuset

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Aktivitetshuset

Kleinteilige, dezentrale, nachhaltige Versorgungsstrukturen?!
Adresse: Aktivitetshuset, Norderstraße 49

Nutzungsgemischte, kleinteilige und dezentral angelegte Quartiere mit Versorgungsstrukturen spielen eine wichtige Rolle in einer suffizienzorientierten Stadt, da sie kurze Wege für die Bewohner*innen bedeuten und somit klimafreundliche Mobilität begünstigen.

Solche Strukturen bestehen allerdings nur noch rudimentär, denn in der Vergangenheit entwickelten sich, auch in Flensburg, zunehmend reine Gewerbe- und Wohngebiete sowie großflächige Einkaufszentren an den Stadträndern.

Für den täglichen Bedarf gibt es in Flensburg in den jeweiligen Stadtteilen Stadtteilzentren mit großflächigen Einzelhandelskomplexen, wie z.B. der Neubau an der Werftstraße in der Neustadt, und in den Quartieren dezentrale Versorgungsstrukturen, wie z.B. die kleinteilige Versorgungsinfrastruktur in der Norderstraße.

Für vorrangig Güter des nicht-täglichen Bedarfs gibt es in Flensburg drei Standorte: Die Innenstadt und an der Peripherie den Citti-Park und den Förde-Park, die überörtliche und zentrale Versorgungsfunktionen für Flensburg als wirtschaftliches, kulturelles und administratives Oberzentrum für die gesamte Region erfüllen.

Dabei begünstigen die großflächigen Einzelhandelseinrichtungen in den Stadtteilen und die Einzelhandels-Agglomerationen am Rande der Stadt die Nutzung des Autos.

Das Bauen auf der grünen Wiese bedeutete nicht nur günstigere Mieten, sondern auch mehr Platz für Verkaufsflächen und Stellplätze und eine sehr gute Anbindung an das Fernstraßennetz.

Diese Entwicklung hat zwei Folgen, die miteinander korrespondieren:

Einerseits werden großflächig Flächen für die Einzelhandelsstrukturen und die Stellplätze in Anspruch genommen und versiegelt, andererseits entsteht zusätzlich Druck auf die Innenstädte, die ihrerseits kontinuierlich mit verbesserten Konzepten und baulichen Maßnahmen der Konkurrenz am Stadtrand – neben dem neuerdings durch den online-Handel entstandenen Druck – begegnen muss.

Gemischte Strukturen mit Wohnen und einer Vielfalt von kleinteiligen Versorgungsinfrastrukturen für Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs, wie sie sich hier in der Norderstraße entwickeln, ermöglichen eine schnelle und bequeme Erledigung der täglichen Verrichtungen zu Fuß „um die Ecke“.

Sie erübrigen die Vorhaltung eines eigenen Pkws und benötigen keine großen Stellplatzflächen.

Die Errichtung der Fußgänger*innenzone in Flensburg im Jahr 1968 zeigt, dass suffizienzorientierte Ansätze auch bei zentralen und überörtlichen Versorgungsstrukturen nicht neu sind: Hier genießen Fußgänger*innen Vorrang gegenüber anderen Verkehrsteilnehmer*innen, der zuvor vorrangig von Pkws und einer Straßenbahn genutzt wurde.

Die Struktur Fußgänger*innenzone ist kaum aus einer europäischen Stadt wegzudenken, Beweggründe hierfür waren vor allem, den Handel, Tourismus und das Stadtimage zu stärken, die Stadt wiederzubeleben, ein Freizeitangebot zu schaffen sowie Stadterhaltung zu betreiben.

Zu Beginn dieser Entwicklung zeigten sich vor allem Geschäftsbesitzende kritisch gegenüber dieser Entwicklung. Schnell merkten sie aber, dass der Wandel das Geschäft ankurbelte, weil eine größere Aufenthaltsqualität entstand.

Die Innenstadt in Flensburg ist vorrangig ein Ort des Konsums. Eine Besonderheit sind die Höfe, die aufgrund ihres Maßstabes vor allem kleinteiliges, handwerkliches Gewerbe beherbergen. Hier finden sich kleine Manufakturen, Angebote der Reparatur, zum Nähen oder Second-Hand. Sie laden ebenso, wie die kleineren Platzsituationen entlang der Einkaufsstraße, zum Verweilen ein.

Wie kann Innenstadt neu gedacht werden – weg vom Konsum? Ansätze wie Beschränkungen der Werbemöglichkeiten zugunsten der Erhaltung des Stadtbildes sind bereits vorhanden, der Hauptnutzen ist jedoch nach wie vor das Einkaufen. Viele Menschen gehen allerdings nicht nur zum Einkaufen in die Städte, sondern um etwas zu erleben und zu flanieren, sie suchen nach Urbanität mit Aufenthaltsqualität.

Das Aktivitetshuset in der Norderstraße ist ein gutes Beispiel für einen konsumfreien Ort: Menschen können Räume nutzen, handwerklich aktiv werden, Dinge reparieren und sich treffen. Dies könnte einen Denkanstoß für die Nutzung des leerstehenden Karstadt-Gebäudes sein.

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Projektraum
„hundertacht“

Partizipation und Bürger*innenbeteiligung
Adresse: Projektraum “hundertacht”,
Norderstraße 108

Alle sieben Stationen auf einen Blick

Station 0

Einführung

Ein suffizienzorientierter Stadtspaziergang

Station 1

Museumsberg

Was ist Suffizienz und Suffizienzpolitik?

Station 2

Stadtpark

Die Bedeutung von öffentlichen Freiräumen

Station 3

Diakonissenkrankenhaus

Bauen und Wohnen in einer wachsenden Stadt

Station 4

Aktivitetshuset

Kleinteilige, dezentrale, nachhaltige Versorgungsstrukturen?!

Station 5

Projektraum „hundertacht“

Partizipation und Bürger*innenbeteiligung

Station 6

Schiffbrücke

Suffiziente Mobilität

Station 7

Kompagnietor

Keine neuartigen Gedanken – aber neues Handeln!ung