umblättern – Die zukunftsgestaltende Lesereihe

Wir möchten mit der Lesereihe Stimmen einen Raum geben, die sonst weniger gehört werden. Deswegen möchten wir vorrangig Neuautor*innen mit ihrem Debütroman die Möglichkeit geben, diesen in Flensburg vorzustellen.

Thematisch streben wir eine große Vielfalt rund um sozial-ökologische Themen an, welche über Feminismus, Behinderungserfahrungen, bis hin zu Rassismus reichen wird. Kommt vorbei und diskutiert mit uns, wie Literatur die Zukunft gestalten kann!

Kommende Lesungen

Lars Werner liest aus seinem Debütroman „Zwischen den Dörfern auf Hundert“
21. September 2023 – Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: NorderCafé, Norderstraße 139, 24939 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

Der Roman erzählt von den Coming-of-Age-Wirren des Teenagers Benny, der im Dresden der Jahre 2005/06 eine Ersatzfamilie in der Punk-Szene findet und so Stück für Stück sein queeres Selbst begreift. Erwachsenwerden zwischen Zigarettenqualm und kaltem Kaffee, Sprachlosigkeit über die Geschichte der DDR, von einer stumpfen Gleichgültigkeit gegenüber Rechtsextremismus und längst verflogener Aufbruchsstimmung. Das Ringen zwischen Gestern und Heute, Herkunft und Ankunft, Mainstream und Queerness, Stadt und Provinz – all das steckt im drängenden Lebenshunger von Lars Werners Protagonisten Benny. Er demontiert den Mythos vom Sommermärchen 2006 – indem er sein eigenes erzählt. 

Werners Roman zeichnet das Porträt einer ostdeutschen Jugend, die den DDR-Sozialismus nur noch aus Erzählungen kennt, dem nachfolgenden Erstarken des Neonazismus dagegen täglich ausgesetzt ist. 

Lars Werner (*1988 Dresden) schrieb bisher erfolgreiche Theaterstücke, die u.a. am Theater Münster, Staatstheater Braunschweig und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen aufgeführt wurden. 

Vergangene Lesungen

Irina Nekrasov/a liest den Essay „Marijam“
22. Juni 2023 – Einlass ab 19.30 Uhr, Start 20.00 Uhr
Ort: Café K, Südermarkt 15, 24937 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

In Marijam erzählt Irina Nekrasov ihre Familiengeschichte als Geschichte einer Namensverwandlung. Über drei Sprachen, zwei Länder und tausende Kilometer hinweg transformieren sich Gewissheiten zu Anekdoten und möglicherweise sogar zur Fiktion. Dafür gewann Irina 2022 den Literaturpreis WORTMELDUNGEN.

„Jede Geschichte, die ich ausgrabe, scheint mir Erklärungen zu liefern dafür, wieso meine Eltern waren, wer sie waren, und wieso ich bin, wer ich bin. Und gleichzeitig sind es Mythen, die ich nicht belegen kann, die entweder an unserem dunkelblauen Küchentisch erfunden wurden oder die beim Stille-Post-Spielen verfälscht bei mir ankamen.“

Irina Nekrasov/a (*1993 Tscheljabinsj) ist Leipziger Kulturwissenschaftler_in und Teil des Autor_innenkollektivs PMS Postmigrantische Störung.

Paul Ninus Naujoks liest aus seinem Buch „Männer & Zerbrechlichkeiten“
16. Mai 2023 – Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: Café Isa
Kostenlos und ohne Anmeldung

Was ist Männlichkeit? Gibt es mehr als eine? Wer entscheidet darüber? Und wo findet ein trans Mann bei alledem seinen Platz? 

In Kurzgeschichten erzählt Paul von einer Integration in
Männerwelten sowie von Ausbrüchen aus festgefahrenen männlichen Stereotypen. Seine Lebensrealität als trans Mann schenkt ihm dabei grenzüberschreitende Perspektiven – denn er weiß, wie es sein kann, als Frau wahrgenommen zu werden; wie es ist, wenn andere eine*n nicht zuordnen können und auch, welche Verantwortung es mit sich bringt, als Mann gelesen durch die Welt zu laufen.

Mit seinem Buch „Männer & Zerbrechlichkeiten“ kam er nicht nur unter die TOP 10 des Young Storyteller Awards, war mehrfach unter den TOP 20 der Amazon Rankings in der Kategorie Politische Autobiographien & Erinnerungen, verkaufte über 1.000 Exemplare, nein, seit März 2023 gibt es außerdem das Hörbuch zum Print, gelesen von Sascha Draeger. 

Die Lesung findet in einfacher Sprache statt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. 

Raphaëlle Red liest aus ihrer Kurzgeschichte „Calvins Väter“
06. April 2023 – Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: Café Isa
Kostenlos und ohne Anmeldung

Die Kurzgeschichte ist im Rahmen des Schwarzen Literaturfestivals „Resonanzen“ 2022 in der gleichnamigen dokumentarischen Anthologie erschienen. In Anlehnung an das Impulswort des Festivals ‚Erbe‘ handelt die Geschichte von dem Versuch der Hauptfigur Calvin, mithilfe von ein paar Fotos in eine Vergangenheit einzutauchen, die er nicht gekannt hat: die der drei Männer, die ihn erzogen haben, als sie noch zu dritt waren – junge Schwarze Männer, „denen der Schnee stand, obwohl er ihnen nicht zustand wie der Sand“. In seiner Suche stößt Calvin auch auf seine eigene Trauer und auf die Erwartungen derer, die ihn lieben.

Raphaëlle Red schloss 2020 in Paris die beiden Masterstudiengänge Kreatives Schreiben und Kulturmanagement ab, lebt nun in Berlin und forscht an der Freien Universität in Berlin zu zeitgenössischer Literatur der afrikanischen Diaspora. Im Französischen veröffentlichte sie 2022 ihren Debütroman „Adikou“, der 2024 auch auf Deutsch erscheinen wird.

Ein kleiner Einblick in die Kurzgeschichte „Calvins Väter“ von Raphaëlle Red:

„Auf dem ersten Foto, das Dana ihm vor die Augen hält, sieht Calvin drei junge Männer in gelben und violetten Skijacken; einer trägt einen Helm lässig in der Hand, einer raucht. Ihre Gesichter zerschmelzen im Gegenlicht. Die Spiegelungen der Sonne auf dem dichten Schnee lassen Teile ihrer Körper verschwinden. Vom einen das linke Bein, vom anderen die rechte Hand, vom Dritten die Hüfte.
Schwarze Jungen, denen Schnee steht. Es gibt nicht viele von ihnen, und es gibt sie nur einsam. Es ist besonders, sie zu dritt auf einer Alm zu sehen.“