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Die zukunftsgestaltende Lesereihe

Wir möchten mit der Lesereihe Stimmen einen Raum geben, die sonst weniger gehört werden. Deswegen möchten wir vorrangig Neuautor*innen mit ihrem Debütroman die Möglichkeit geben, diesen in Flensburg vorzustellen.

Thematisch streben wir eine große Vielfalt rund um sozial-ökologische Themen an, welche über Feminismus, Behinderungserfahrungen, bis hin zu Rassismus reichen wird. Kommt vorbei und diskutiert mit uns, wie Literatur die Zukunft gestalten kann!

Vergangene Lesungen

Zara Zerbe liest aus ihrem Debütroman „Phytopia Plus“
18. März 2023
– Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: Café Isa, Norderstraße 77, 24939 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

Brütende Hitze, Artensterben, Dürreperioden und leere Regale im Supermarkt: Für die Menschheit sieht es in den 2040er Jahren nicht allzu rosig aus. Zumindest nicht für die ärmeren Teile der Bevölkerung. Wer Geld hat, lebt in komfortablen, eingezäunten Siedlungen mit eigenem Biosupermarkt und könnte die Klimakrise überleben, indem das Bewusstsein digitalisiert und auf der DNA einer Pflanze gespeichert wird. Die Drosera AG, ein Biotech-Konzern mit Sitz in Hamburg, vermarktet ein solches Verfahren. Kostenpunkt: 350.000 Euro.

Aylin gehört nicht zu den Menschen, die sich so etwas leisten können. Sie arbeitet als Aushilfsgärtnerin in den Gewächshäusern der Drosera AG und tauscht mit Besserverdienern seltene Zierpflanzen gegen frische Lebensmittel. Gern hätte sie für ihren Großvater einen Speicherplatz auf einer Pflanze. Als ungewöhnliche Panaschierungen auf den Blättern der Speicherpflanzen auftauchen, beginnt Aylin auf dem Schwarzmarkt Profit daraus zu schlagen, um sich ihren Wunsch zu erfüllen.

Zara Zerbe wurde 1989 in Hamburg-Harburg geboren, hat Literatur- und Medienwissenschaften studiert und lebt als freie Autorin in Kiel. Sie ist Mitherausgeberin des Literaturmagazins „Der Schnipsel“ und veranstaltet die „Lesebühne FederKiel“ in der Hansa48 in Kiel. 2022 wurde sie mit dem Kunstförderpreis des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet.


Nadia Shehadeh liest aus Anti-Girlboss: Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen
18. Januar 2024 – Einlass ab 18.00 Uhr, Start 18.30 Uhr
Ort: Kunst & Co, Klostergang 8a, 24937 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

Die Autorin Nadia Shehadeh kann hohle Phrasen wie „Work hard, party hard!“ oder „Leistung zahlt sich aus!“ nicht mehr hören.
In ihrem Buch „Anti-Girlboss: Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen“ geht sie daher Fragen nach wie: Was, wenn der Führungsjob mit Verantwortung keinen Spaß macht, Papier sortieren am Kopierer aber schon? Was, wenn man kein Leben auf der Überholspur führen möchte, sondern lieber auf der Couch liegt und auf »productivity« pfeift? Und was, wenn das von vielen gelobte Leistungsprinzip eigentlich nur eine Mär ist, die Statusunterschiede nicht erklären kann und Menschen unglücklich macht? 

„Perfekte Produktivität ist ein Mythos, den man uns vorgaukelt, damit wir unsere Grenzen immer weiter ausreizen und überschreiten.“ 

Nadia Shehadeh, geboren 1980, ist Soziologin und Autorin, wohnt in Bielefeld und lebt für Livemusik, Pop-Absurditäten und Deko-Ramsch. Sie betreibt ihren eigenen Blog shehadistan.com und ist Mitbetreiberin des Blogprojekts maedchenmannschaft.net. Shehadeh ist Kolumnistin des Missy Magazine sowie bei Neues Deutschland und freie Autorin bei der taz. Hauptberuflich arbeitet sie seit 2007 als Soziologin in der Erwachsenen- und Jugendarbeit.


Rena Föhr liest aus ihrem Buch „Know Your Flow“
14. Dezember 2023
– Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: NorderCafé, Norderstraße 139, 24939 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

Mit dem Zyklus verbinden viele Frauen und Menstruierende Stress. Schon in der Pubertät ärgerten wir uns mit Verhütungsexperimenten, Stimmungsschwankungen und Periodenschmerzen herum und auch im Erwachsenenalter sind wir davor nicht unbedingt gefeit.

Wie frei können wir unsere Sexualität überhaupt (er-)leben, wenn der eigene Unterleib wie ein störanfälliges Mysterium scheint? Und wie können wir diese Wahrnehmung ändern? Indem wir unseren Zyklus lesen lernen und darüber reden, sagt Rena Föhr. Dieses Buch ist so überraschend wie die erste Periode – allerdings auf die denkbar angenehmste Art.


Simoné Goldschmidt-Lechner liest aus ihrem Debütroman „Messer Zungen“
16. November 2023 – Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: Café Isa, Norderstraße 77, 24939 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

Aus losen Fäden, Vergangenheitsbruchstücken und Mythen beginnt daher das Alter Ego der Autorin, sich den eigenen Stammbaum mit einer der Wirklichkeit in nichts nachstehenden Radikalität zu gestalten. Seine weit verzweigten, vielblättrigen Äste reichen von der Cape-Coloured-Community in Südafrika über den Atlantik bis ins Deutschland der Gegenwart und räumen erstmals auch jenen einen Platz ein, denen eine Geschichte und Stimme bisher verweigert wurden.

„Wir erinnern uns, aber nicht wie Elefanten, die auf Friedhöfe zurückkehren, denn unsere Erinnerungen passen nicht zwischen Buchrücken, zwischen Vor- und Abspann.“

Simoné Goldschmidt-Lechner schreibt, übersetzt, macht Podcasts, beschäftigt sich mit (queeren) Fankulturen im Netz, Horror aus postmigrantischer Perspektive, Sprache in Videospielen und gibt Workshops zu sozialpolitischen Themen.


Lars Werner liest aus seinem Debütroman „Zwischen den Dörfern auf Hundert“
21. September 2023 – Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: NorderCafé, Norderstraße 139, 24939 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

Der Roman erzählt von den Coming-of-Age-Wirren des Teenagers Benny, der im Dresden der Jahre 2005/06 eine Ersatzfamilie in der Punk-Szene findet und so Stück für Stück sein queeres Selbst begreift. Erwachsenwerden zwischen Zigarettenqualm und kaltem Kaffee, Sprachlosigkeit über die Geschichte der DDR, von einer stumpfen Gleichgültigkeit gegenüber Rechtsextremismus und längst verflogener Aufbruchsstimmung. Das Ringen zwischen Gestern und Heute, Herkunft und Ankunft, Mainstream und Queerness, Stadt und Provinz – all das steckt im drängenden Lebenshunger von Lars Werners Protagonisten Benny. Er demontiert den Mythos vom Sommermärchen 2006 – indem er sein eigenes erzählt. 

Werners Roman zeichnet das Porträt einer ostdeutschen Jugend, die den DDR-Sozialismus nur noch aus Erzählungen kennt, dem nachfolgenden Erstarken des Neonazismus dagegen täglich ausgesetzt ist. 

Lars Werner (*1988 Dresden) schrieb bisher erfolgreiche Theaterstücke, die u.a. am Theater Münster, Staatstheater Braunschweig und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen aufgeführt wurden. 


Irina Nekrasov/a liest den Essay „Marijam“
22. Juni 2023 – Einlass ab 19.30 Uhr, Start 20.00 Uhr
Ort: Café K, Südermarkt 15, 24937 Flensburg
Kostenlos und ohne Anmeldung

In Marijam erzählt Irina Nekrasov ihre Familiengeschichte als Geschichte einer Namensverwandlung. Über drei Sprachen, zwei Länder und tausende Kilometer hinweg transformieren sich Gewissheiten zu Anekdoten und möglicherweise sogar zur Fiktion. Dafür gewann Irina 2022 den Literaturpreis WORTMELDUNGEN.

„Jede Geschichte, die ich ausgrabe, scheint mir Erklärungen zu liefern dafür, wieso meine Eltern waren, wer sie waren, und wieso ich bin, wer ich bin. Und gleichzeitig sind es Mythen, die ich nicht belegen kann, die entweder an unserem dunkelblauen Küchentisch erfunden wurden oder die beim Stille-Post-Spielen verfälscht bei mir ankamen.“

Irina Nekrasov/a (*1993 Tscheljabinsj) ist Leipziger Kulturwissenschaftler_in und Teil des Autor_innenkollektivs PMS Postmigrantische Störung.


Paul Ninus Naujoks liest aus seinem Buch „Männer & Zerbrechlichkeiten“
16. Mai 2023 – Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: Café Isa
Kostenlos und ohne Anmeldung

Was ist Männlichkeit? Gibt es mehr als eine? Wer entscheidet darüber? Und wo findet ein trans Mann bei alledem seinen Platz?

In Kurzgeschichten erzählt Paul von einer Integration in Männerwelten sowie von Ausbrüchen aus festgefahrenen männlichen Stereotypen. Seine Lebensrealität als trans Mann schenkt ihm dabei grenzüberschreitende Perspektiven – denn er weiß, wie es sein kann, als Frau wahrgenommen zu werden; wie es ist, wenn andere eine*n nicht zuordnen können und auch, welche Verantwortung es mit sich bringt, als Mann gelesen durch die Welt zu laufen.

Mit seinem Buch „Männer & Zerbrechlichkeiten“ kam er nicht nur unter die TOP 10 des Young Storyteller Awards, war mehrfach unter den TOP 20 der Amazon Rankings in der Kategorie Politische Autobiographien & Erinnerungen, verkaufte über 1.000 Exemplare, nein, seit März 2023 gibt es außerdem das Hörbuch zum Print, gelesen von Sascha Draeger. 

Die Lesung findet in einfacher Sprache statt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. 


Raphaëlle Red liest aus ihrer Kurzgeschichte „Calvins Väter“
06. April 2023 – Einlass ab 19.00 Uhr, Start 19.30 Uhr
Ort: Café Isa
Kostenlos und ohne Anmeldung

Die Kurzgeschichte ist im Rahmen des Schwarzen Literaturfestivals „Resonanzen“ 2022 in der gleichnamigen dokumentarischen Anthologie erschienen. In Anlehnung an das Impulswort des Festivals ‚Erbe‘ handelt die Geschichte von dem Versuch der Hauptfigur Calvin, mithilfe von ein paar Fotos in eine Vergangenheit einzutauchen, die er nicht gekannt hat: die der drei Männer, die ihn erzogen haben, als sie noch zu dritt waren – junge Schwarze Männer, „denen der Schnee stand, obwohl er ihnen nicht zustand wie der Sand“. In seiner Suche stößt Calvin auch auf seine eigene Trauer und auf die Erwartungen derer, die ihn lieben.

Raphaëlle Red schloss 2020 in Paris die beiden Masterstudiengänge Kreatives Schreiben und Kulturmanagement ab, lebt nun in Berlin und forscht an der Freien Universität in Berlin zu zeitgenössischer Literatur der afrikanischen Diaspora. Im Französischen veröffentlichte sie 2022 ihren Debütroman „Adikou“, der 2024 auch auf Deutsch erscheinen wird.

Ein kleiner Einblick in die Kurzgeschichte „Calvins Väter“ von Raphaëlle Red:

„Auf dem ersten Foto, das Dana ihm vor die Augen hält, sieht Calvin drei junge Männer in gelben und violetten Skijacken; einer trägt einen Helm lässig in der Hand, einer raucht. Ihre Gesichter zerschmelzen im Gegenlicht. Die Spiegelungen der Sonne auf dem dichten Schnee lassen Teile ihrer Körper verschwinden. Vom einen das linke Bein, vom anderen die rechte Hand, vom Dritten die Hüfte.
Schwarze Jungen, denen Schnee steht. Es gibt nicht viele von ihnen, und es gibt sie nur einsam. Es ist besonders, sie zu dritt auf einer Alm zu sehen.“